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Allergien vorbeugen

Bonn, 21.03.16 Hypoallergene (HA)-Säuglingsnahrung kann das Allergierisiko erblich vorbelasteter Kinder deutlich senken – und zwar bis ins Teenageralter. Dies gilt allerdings nicht für alle HA-Nahrungen gleichermaßen. Das sind die zentralen 15-Jahres-Ergebnisse der weltweit größten Untersuchung zum Einfluss frühkindlicher Ernährung auf die Entwicklung von Allergien (GINI-Studie)1.

In Deutschland wird mittlerweile jedes dritte Kind mit einem erhöhten Allergierisiko geboren. Mehr als 14 Prozent der Kinder und Jugendlichen unter 17 Jahren leiden im Laufe ihres Lebens an atopischer Dermatitis (Neurodermitis). Einer der wichtigsten Ansätze zur Vorbeugung2 ist die hypoallergene Ernährung in den ersten vier Lebensmonaten. Das ist die Phase, in der das Immunsystem geprägt wird. Säuglinge mit erhöhtem Allergierisiko sollten in dieser Zeit ausschließlich Muttermilch erhalten. Wenn nicht oder nicht ausschließlich gestillt wird, brauchen sie eine HA-Säuglingsnahrung, deren allergievorbeugende Wirkung in klinischen Studien nachgewiesen wurde.

Risiko für Heuschnupfen und Neurodermitis deutlich niedriger

Die GINI-Studie verfolgt die Entwicklung von Allergien bei erblich vorbelasteten Kindern seit nunmehr 15 Jahren. Alle hatten in den ersten vier Lebensmonaten entweder Muttermilch oder, wenn das nicht möglich war, eine von vier Säuglingsnahrungen3 erhalten. Die aktuelle Auswertung zeigt: HA-Nahrung mit mäßig stark aufgespaltenem Molkeneiweiß3a senkt deutlich das Risiko für Neurodermitis: Die untersuchten Kinder und Jugendlichen zwischen 0 und 15 Jahren, die mit dieser HA-Nahrung gefüttert wurden, haben ein um 42 Prozent geringeres Erkrankungsrisiko als diejenigen aus der Standard-Säuglingsmilch-Gruppe. Erste positive Signale gibt es auch bei Atemwegsallergien: So ist das Risiko für Heuschnupfen in der Gruppe der 11- bis 15-Jährigen, die HA‑Säuglingsnahrung mit mäßig stark aufgespaltenem Molkeneiweiß erhielten, um 33 Prozent niedriger als bei Gleichaltrigen, die mit herkömmlicher Säuglingsnahrung ernährt wurden. Diese Ergebnisse sind ermutigend, müssen aber noch durch weitere Studien bestätigt werden.

Qualität und Verarbeitung des Milchproteins machen den Unterschied

Die unterschiedliche Wirksamkeit der in der Studie verwendeten Säuglingsnahrungen3 macht deutlich, dass es nicht darauf ankommt, das Molkeneiweiß möglichst stark aufzuspalten. Wichtiger für die allergievorbeugende Wirkung sind offensichtlich die Qualität des eingesetzten Proteins und der Verarbeitungsprozess. Für Laien ist es nicht einfach zu erkennen, welche Säuglingsnahrungen zur Vorbeugung von Allergien geeignet sind. Eltern, deren Kind ein erhöhtes Allergierisiko trägt und nicht gestillt werden kann, lassen sich am besten von ihrer Hebamme oder dem Kinderarzt bezüglich einer passenden HA‑Nahrung beraten und achten beim Einkauf auf das Logo der GINI-Studie.

Die aktuellen, in verständlicher Form dargestellten Ergebnisse der GINI-Studie sowie Informationen zur Allergieprävention bei Säuglingen im Allgemeinen enthält die neu aufgelegte Broschüre „Allergien vorbeugen – gesunde Entwicklung fördern“. Sie ist kostenlos und kann postalisch oder im Internet angefordert werden. Bestelladresse: Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V., Heilsbachstraße 32, 53123 Bonn, www.dha-allergien-vorbeugen.de.

(1) Andrea von Berg et al. (2015) Allergy Oct 2015. http://onlinelibrary.wiley.com/doi/10.1111/all.12790/epdf.

(2) S3-Leitlinien Allergieprävention - Update 2014 der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ), http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/061-016l_S3_Allergieprävention_2014-07.pdf

(3) Die GINI (German Infant Nutritional Intervention)-Studie ist eine prospektive, randomisierte und bis zum Alter von 3 Jahren doppelblind angelegte Interventionsstudie (auf die Überprüfung einer Hypothese ausgerichtet, Zuordnung zur jeweiligen Studiennahrungs-Gruppe gleichmäßig und nach dem Zufallsprinzip, weder die Anwender noch die Versuchshelfer wissen, welche Säuglingsnahrung das jeweilige Kind erhält). An der Auswertung nach 15 Jahren nahmen 2252 Kinder mit erhöhtem Allergierisiko teil, die in den ersten vier Lebensmonaten entweder gestillt wurden oder eine von vier Studiennahrungen erhalten hatten:

  1. HA-Säuglingsnahrung mit moderat aufgespaltenem Molkenprotein (Nestlé Beba-HA)
  2. HA-Säuglingsnahrung mit stark aufgespaltenem Molkenprotein (HIPP-HA, damals Nutrilon Pepti, in dieser Form nicht mehr verfügbar)
  3. Therapeutische Säuglingsnahrung auf Kaseinbasis (Nutramigen)
  4. Standard-Säuglingsmilch auf Kuhmilchbasis (Nutrilon Premium)

Eine deutliche (statistisch bedeutsame) Risikoreduktion wurde auch mit therapeutischer Kaseinnahrung4c erzielt. Diese ist für Säuglinge mit bestehender Allergie gegen Molkenprotein gedacht und nur in Apotheken erhältlich.

Aktuelle Pressemeldung

Ausgewogene Ernährung ist das A und O

Aktualisierte Leitlinie zur Allergieprävention

Bonn, 18.09.2023 Allergien gehören zu den häufigsten Erkrankungen und gesundheitlichen Belastungen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Abhängig von der Form und Schwere der Allergie beeinträchtigen die Beschwerden den Alltag der Heranwachsenden zum Teil ganz erheblich. Besonders oft diagnostizieren Ärzte Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma. Eins steht fest: Durch vorbeugende Maßnahmen, insbesondere bei der Ernährung, lässt sich das Risiko zu erkranken deutlich reduzieren. Werdende und junge Eltern bekommen jede Menge Ratschläge, wenn es um dieses Thema geht. Aber was ist wirklich sinnvoll, weil wissenschaftlich nachgewiesen, und was lediglich eine Behauptung, die nicht überprüft werden kann? Eine gute Orientierung bietet die Leitlinie zur Allergieprävention. Herausgeber der Leitlinie sind Vertreter verschiedener medizinischer Fachgesellschaften*. Die Experten haben die Ergebnisse aktueller wissenschaftlicher Studien zur Allergievorbeugung ausgewertet und sprechen anhand der Datenlage konkrete Empfehlungen aus.

Empfehlungen zur Ernährung

Die Ernährung ist ein wichtiger Grundpfeiler für unsere Gesundheit. Ohne jeden Zweifel hat die frühkindliche Ernährung einen maßgeblichen Einfluss auf die gesunde Entwicklung des Kindes. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass sich bestimmten Erkrankungen vorbeugen lässt, wenn sich die Mutter in der Schwangerschaft und Stillzeit ausgewogen ernährt und das Baby in den ersten Lebensmonaten gemäß den Empfehlungen von Medizinern und Ernährungswissenschaftlern versorgt wird. Dies gilt ausdrücklich für Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma sowie für Erkrankungen, die in Zusammenhang mit Übergewicht stehen (z. B. Diabetes). Eine ausgewogene, abwechslungsreiche und nährstoffbedarfsdeckende Ernährung beinhaltet auch den Verzehr von Gemüse, Milch und Milchprodukten (einschließlich fermentierter Milchprodukte wie Joghurt), Obst, Nüssen, Eiern und Fisch. Die Meidung möglicher Nahrungsmittelallergene wie Ei, Erdnuss, Fisch, Krustentiere während der Schwangerschaft oder Stillzeit sollen aus Gründen der Allergieprävention nicht erfolgen.

Stillen ist das Beste

Für den Zeitraum der ersten vier bis sechs Monate soll nach Möglichkeit ausschließlich gestillt werden. Auch mit Einführung von Beikost soll weitergestillt werden. Ein Zufüttern von kuhmilchbasierter Formulanahrung in den ersten Lebenstagen sollte bei Stillwunsch der Mutter vermieden werden. Wenn gar nicht oder nicht ausreichend gestillt werden kann, soll eine Säuglingsanfangsnahrung gegeben werden. Für Risikokinder (Vater und/oder Mutter haben eine Allergie) sollte geprüft werden, ob bis zur Einführung von Beikost eine Säuglingsanfangsnahrung mit in Studien zur Allergieprävention nachgewiesener Wirksamkeit verfügbar ist.

Weitere Informationen zur Vorbeugung von Allergien

Ein Übersichtsartikel der Deutschen Haut- und Allergiehilfe (DHA) zu den aktualisierten Leitlinien https://www.haut-und-allergiehilfe.de/blog/allergien/177-allergien-vorbeugen informiert über die wichtigsten Empfehlungen zur Prävention von Asthma bronchiale, allergischem Schnupfen, Nahrungsmittelallergie und atopischem Ekzem. Dabei erfährt man auch, was die Experten zu Hund und Katze sagen. Weiterführende Informationen bietet die Website der DHA www.dha-allergien-vorbeugen.de. Unter dem Menüpunkt Ernährung findet man u. a. konkrete Tipps zur allergievorbeugenden und gesunden Ernährung von Schwangeren, stillenden Müttern, Neugeborenen und Kleinkindern. Außerdem kann man auf der Website die PDF-Datei der Broschüre „Allergien vorbeugen – gesunde Entwicklung fördern“ herunterladen.

*An der Leitlinie zur Allergieprävention sind u. a. die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V. (DGAKI), die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA) und die Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG) beteiligt.

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