Die ersten Lebenswochen und -monate, wenn das Neugeborene nach und nach Kontakt zur Umwelt aufnimmt, sind die nächste entscheidende Phase für die gesunde Entwicklung des Kindes. Jetzt muss das heranreifende Immunsystem eine funktionsfähige Abwehr und notwendige Schutzmechanismen gegen körperfremde Substanzen aufbauen. Dazu wird es sich mit vielen Fremdstoffen auseinandersetzen und dabei lernen, zwischen unschädlichen und schädlichen Substanzen zu unterscheiden und erstere zu tolerieren.

Sorgen Sie für ein allergenarmes Umfeld:

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Start ins Leben!

Sie können nicht wissen, ob Ihr Kind eine Allergie entwickeln wird oder nicht. Neben der erblichen Veranlagung für ein erhöhtes Allergierisiko können Umwelteinflüsse, der Zeitpunkt des ersten Allergenkontakts und die Menge der Aufnahme eine Rolle spielen. Und genau hier haben Sie die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen und einer Allergie vorzubeugen.

Allergieprävention durch Ernährung

Im ersten Lebensjahr ist der Magen-Darm-Trakt die Haupteintrittspforte für Fremdstoffe. Aus diesem Grund liegt ein Schwerpunkt bei der Vorbeugung von Allergien auf der Ernährung des Säuglings.

Muttermilch – die beste Vorbeugung

Wenn möglich, sollten Sie Ihr Kind in den ersten 4 Lebensmonaten ausschließlich stillen. Muttermilch ist in ihrer Zusammensetzung den entwicklungsspezifischen Bedürfnissen des Babys angepasst. Sie ist das einzige Nahrungsmittel, das körpereigenes Eiweiß enthält, gegen das so gut wie keine Allergie entwickelt werden kann. Allerdings ist auch Muttermilch nicht völlig frei von Allergenen. Denn Spuren aller Lebensmittel, so auch Allergene, können aus der Nahrung der Mutter in die Milch übergehen. Dieser frühe Kontakt des Babys mit minimalen Mengen an Allergenen ist ein natürlicher Vorgang, der normalerweise dazu führt, dass sich das Immunsystem des Kindes langsam an fremde Eiweiße gewöhnt und diese zu tolerieren lernt.

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Stillen – das Beste für Mutter und Kind!

Verschiedene Studien bestätigen, dass Muttermilch sowohl aus ernährungsphysiologischer Sicht als auch zur Vorbeugung von allergischen Erkrankungen die ideale Ernährung in den ersten Lebensmonaten ist.

Außerdem hat Muttermilch viele weitere Eigenschaften und Inhaltsstoffe, von denen die Babys profitieren. So hat man festgestellt, dass Kinder, die gestillt werden, seltener an Bauchweh, Durchfällen und Allergien leiden. Denn Muttermilch enthält bestimmte Immunfaktoren, die den Aufbau des kindlichen Immunsystems und die Ausreifung der Darmschleimhaut unterstützen. Dank Muttermilch entwickeln die Babys eine Darmflora, in ihrer Gesamtheit wissenschaftlich auch als Darmmikrobiom bezeichnet, die einen hohen Anteil an gesundheitsfördernden Bifidusbakterien enthält.

Exkurs: Darmgesundheit

Um die Bedeutung des Darmmikrobioms für unsere Gesundheit zu verstehen, folgt nun ein kurzer Exkurs in die Wissenschaft:

Das Darmmikrobiom umfasst alle mikroskopisch kleinen Bewohner des Verdauungstraktes sowie deren Stoffwechselprodukte. Das sind mehrere Billionen Bakterien unterschiedlicher Arten und Gattungen, darunter gesundheitsfördernde, weniger günstige und auch schädliche Bakterien. Von einigen Bakterienstämmen weiß man, dass sie das Immunsystem stärken und entscheidend dazu beitragen, dass sich die körpereigene Abwehr richtig entwickelt. Das leuchtet ein: Immerhin sitzen 70 Prozent der Immunzellen im Darm.

Die Zusammensetzung des Darmmikrobioms hängt von verschiedenen Faktoren, u. a. von unserer Ernährung, ab. Entscheidend für unsere Gesundheit ist das Gleichgewicht zwischen ungünstigen und günstigen Bakterien. Das bedeutet, die nützlichen Bakterienstämme müssen die potenziell gefährlichen Bakterien in Schach halten und dafür sorgen, dass sich diese nicht unkontrolliert vermehren können. Gleichzeitig unterstützt eine ausgewogene Darmflora die Barrierefunktion des Darms, die verhindert, dass schädliche Substanzen wie Krankheitserreger oder potenzielle Allergene vom Darminneren in unseren Organismus gelangen.

Ein gesundes Darmmikrobiom
  • trainiert und unterstützt das Immunsystem,
  • stärkt die Darmbarriere und schützt den Organismus vor Krankheitserregern und potenziellen Allergenen,
  • wehrt gesundheitsschädliche Keime ab,
  • beugt Verdauungsproblemen vor.

Außerdem gibt es Hinweise, dass bestimmte Erkrankungen ursächlich von der Zusammensetzung der Darmflora beeinflusst werden. Dazu gehören u. a. chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, starkes Übergewicht (Adipositas), Typ-2-Diabetes, Atemwegserkrankungen, Asthma und Allergien.

Muttermilch fördert die Darmgesundheit

Der erste bedeutende Kontakt mit Bakterien erfolgt beim Geburtsvorgang, wenn sich der Kopf des Säuglings durch den mit Bakterien besiedelten Geburtskanal drückt. Anschließend werden nach und nach Bakterienarten aus der Außenwelt zunächst über den Mund und dabei hauptsächlich durch die Ernährung aufgenommen.

Vor diesem Hintergrund erforschen Wissenschaftler seit vielen Jahren die Bestandteile der Muttermilch und ihren Nutzen für die Ausprägung der kindlichen Darmflora. Jetzt haben Forscher die besondere Rolle sogenannter humaner Milch-Oligosaccharide, kurz: HMOs, erkannt. HMOs sind spezielle Mehrfachzucker, die natürlicherweise ausschließlich in Muttermilch vorkommen. Studien haben gezeigt, dass sie unverdaut in den Dickdarm des Babys gelangen und dort vor allem das Wachstum "guter" Darmbakterien wie Bifidusbakterien fördern. Sie wirken auch direkt gegen unerwünschte Keime, da sie diese an sich binden und auf natürlichem Wege aus dem Darm befördern. Darüber hinaus stärken HMOs das Immunsystem und tragen zu einer stabilen Darmbarriere bei.

Muttermilch: Muttermilch gilt als der optimale Schutz vor Krankheiten und Allergien. Kinderärzte und Allergologen raten daher, Säuglinge – wenn möglich – in den ersten vier bis sechs Monaten ausschließlich zu stillen. Dies gilt insbesondere für Babys, die ein erhöhtes Allergierisiko haben.

Ist es Ihnen nicht möglich, Ihrem Kind ausschließlich Muttermilch zu geben, dann sollten Sie auf industrielle Säuglingsnahrung zurückgreifen. Diese unterliegt strengsten Sicherheitsauflagen in Sachen Qualität und Hygiene, und die Zusammensetzung entspricht dem neuesten Stand der Forschung. Experten raten von alternativer Säuglingsnahrung auf Basis von Sojaeiweiß sowie Säuglingsnahrung aus Ziegen-, Schafs- oder Stutenmilch ab.

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Wenn es mit dem Stillen nicht klappt

Nicht allen Frauen ist es möglich, ausreichend zu stillen. Allergiegefährdete Babys sollten in diesem Fall mindestens bis zum Alter von vier Monaten geprüfte hypoallergene (HA-)Säuglingsnahrung bekommen.

Allergieschutz mit HA-Nahrung

Hat Ihr Kind ein erhöhtes Allergierisiko, dann kommt als Ersatz für Muttermilch nur HA-Nahrung in Frage. HA steht für hypoallergen. Das Besondere an dieser Nahrung: Das enthaltene Milcheiweiß ist in kleine Bausteine aufgespalten, um so die allergieauslösenden Eigenschaften zu senken. Zudem ist moderne HA-Nahrung in ihrer Zusammensetzung, ihrem Eiweiß-, Milchzucker- und Fettgehalt der Muttermilch weitestgehend angepasst, so dass sie in jeder Hinsicht eine gute Alternative zur Muttermilch ist. Wichtig zu wissen: HA-Nahrungen werden nicht alle auf die gleiche Weise hergestellt und haben deshalb auch nicht die gleiche allergievorbeugende Wirkung. Entscheidend ist die Art der Zerkleinerung des Milcheiweißes, d. h., es muss an den richtigen Stellen aufgespalten – man sagt auch: hydrolysiert – werden.

Machen Sie vor der Geburt den Allergiecheck!

Das Schaubild unter "Allergierisiko eines Neugeborenen" zeigt Ihnen das Allergierisiko Ihres Kindes. Ist Ihr Kind allergiegefährdet, dann informieren Sie die Hebamme und weisen nochmals bei der Aufnahme in die Geburtsklinik darauf hin. So kann für den Fall, dass Sie nicht direkt nach der Geburt stillen können, hypoallergene Säuglingsnahrung für Ihr Kind bereitstehen.

Icon DHA Medcom BabymilchfläschchenHA-Nahrung ist nicht gleich HA-Nahrung! Darauf sollten Sie achten:
  • Wirksamkeitsnachweis durch Langzeitstudien (z. B. GINI)
  • angepassten Eiweißgehalt zum Schutz vor Übergewicht
  • entwicklungsfördernde Zusätze, z. B. langkettige, mehrfach ungesättigte Fettsäuren (PUFAs)
  • guten Geschmack für Akzeptanz

Geprüfte HA-Nahrung – die GINI-Studie

Die GINI-Studie ist eine Langzeitbeobachtungsstudie, die durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert und im Jahr 1995 gestartet wurde. Ziel der Studie war es zu prüfen, ob eine Säuglingsnahrung mit hydrolysiertem Eiweiß das Risiko für Allergien bei allergiegefährdeten Säuglingen senken kann und ob es dabei Unterschiede zwischen den verschiedenen Hydrolysatnahrungen gibt. In die GINI-Studie wurden nur Neugeborene einbezogen, die erblich vorbelastet waren.

Getestet wurden die Effekte von Nahrungen, die sich hinsichtlich der Eiweißquellen (Kasein oder Molkenprotein) sowie in der Aufspaltung ihrer Eiweißbausteine (moderat oder stark hydrolysiert) unterschieden. Diese wurden mit Standard-Säuglingsmilch verglichen.

Die ersten Auswertungen der Studienergebnisse nach einem Jahr und nach drei Jahren ergaben, dass alle Babys, die eine Hydrolysatnahrung erhalten haben, seltener eine Allergie entwickeln als Kinder, die mit Standard-Säuglingsmilch gefüttert wurden. Allerdings – und das ist eines der zentralen Ergebnisse – schnitten nicht alle Nahrungen gleich gut ab. Neben der stark hydrolysierten therapeutischen Spezialnahrung erwies sich die moderat hydrolysierte HA-Nahrung auf Molkebasis (BEBA HA) am wirksamsten. Babys, die diese HA-Nahrung erhalten hatten, erkrankten deutlich seltener an einer atopischen Dermatitis.

Mittlerweile sind aus den Babys von damals junge Erwachsene geworden. Die Langzeitbeobachtungen ihrer gesundheitlichen Entwicklung und die Auswertung der 15-Jahres-Ergebnisse zeigen, dass Kinder, die damals wissenschaftlich geprüfte HA-Nahrung erhalten hatten, bis zum Alter von 15 Jahren davon profitieren. Sie leiden deutlich seltener an einer atopischen Dermatitis oder einem allergischen Schnupfen.

HA-Nahrung senkt langfristig das Allergierisiko

Vergleich nach 15 Jahren: Säuglinge, die ausschließlich HA-Nahrung erhalten, erkranken bis ins Teenageralter um 42 Prozent seltener an Neurodermitis und um 33 Prozent seltener an Heuschnupfen.

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Die Ergebnisse beziehen sich auf partiell aufgespaltene HA-Nahrung auf Molkebasis (BEBA HA).

GINI STUDIEWissenschaftlich geprüft! Die GINI-Studie zeigt, dass es für die allergievorbeugende Wirkung der HA-Nahrung darauf ankommt, wie das Eiweiß aufgespalten ist. Daher sollte die allergiepräventive Wirkung des Eiweißhydrolysats durch wissenschaftliche Studien belegt sein.

Nach Einschätzung von Experten ließen sich in Deutschland jährlich etwa 10 500 Neuerkrankungen an atopischer Dermatitis vermeiden, wenn allergiegefährdete Babys, die nicht gestillt werden, konsequent HA-Nahrung erhielten, deren Wirksamkeit wissenschaftlich nachgewiesen ist. Die angenehme Begleiterscheinung einer solchen effektiven Vorbeugung: jährliche Kosteneinsparungen in Millionenhöhe.

Tipp: Kinder mit familiärer Allergiebelastung, die nicht oder nicht ausreichend gestillt werden, sollten HA-Nahrung bekommen, deren Wirksamkeit in klinischen Studien bewiesen ist.
DHA psdesign1 EU Recht Fotolia 48435852 SNeue EU-Verordnung

Säuglingsanfangsnahrung und Folgenahrung sind hoch entwickelte Erzeugnisse, die speziell auf eine besonders schutzbedürftige Verbrauchergruppe zugeschnitten sind.

Eine europäische Verordnung von 2013 (Nr. 609/2013) regelt dazu die allgemeinen Zusammensetzungs- und Informationsanforderungen. Ergänzend dazu wurde die EU-Verordnung 2016/127 erlassen, die Kriterien zu HA-Nahrungen festschreibt. U. a. müssen die Sicherheit und Eignung dieser Nahrungen durch eine klinische Bewertung festgestellt werden. Des Weiteren sind klinische Studien erforderlich, um aufzuzeigen, ob und in welchem Umfang eine HA-Nahrung das Risiko der Entwicklung von Allergien bei gefährdeten Säuglingen, die nicht gestillt werden können, verringert.

Diese neue Verordnung gilt ab dem Februar 2021. Bereits heute erfüllt eine partiell aufgespaltene HA-Nahrung auf Molkebasis diese neuen gesetzlichen Anforderungen. Es handelt sich um die HA-Nahrung, die sich auch in der GINI-Studie als besonders wirksam erwiesen hat (BEBA HA).

Säuglingsmilchnahrung bei Nahrungsmittelallergien und -unverträglichkeiten
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Einige Kinder leiden bereits im Säuglings- und Kleinkindalter an Nahrungsmittelunverträglichkeiten und -allergien. Studien weisen darauf hin, dass etwa zwei bis drei Prozent der Babys im ersten Lebensjahr an einer Kuhmilcheiweißallergie erkranken. Sie reagieren auf Milch und Milchprodukte u. a. mit Erbrechen, Durchfall und juckenden Hautekzemen. Wenn Sie den Verdacht haben, dass Ihr Kind eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder -allergie hat, ist Folgendes zu beachten:

  • Suchen Sie einen Allergologen auf. Nur so kann eine gesicherte Diagnose gestellt werden.
  • Nehmen Sie eine Ernährungsberatung in Anspruch. Wenn Sie eigenmächtig eine Weglassdiät durchführen, kann dies zu Mangelernährung und Entwicklungsstörungen Ihres Kindes führen.
  • Die zur Allergievorbeugung konzipierten HA-Nahrungen sind bei Nahrungsmittelallergien nicht geeignet. Das gilt auch für Säuglingsnahrungen auf Sojamilchbasis.
  • Hat der Arzt eine Kuhmilcheiweißunverträglichkeit nachgewiesen, braucht Ihr Kind eine therapeutische Spezialnahrung, die Ihnen der Arzt verordnen wird. Bei 90 Prozent der betroffenen Säuglinge eignet sich eine Therapie mit einem extensiven Hydrolysat, in schweren Fällen ist eine Aminosäureformula angezeigt.
  • Eine Kuhmilchallergie wächst sich häufig aus. Daher sollte der Allergietest regelmäßig wiederholt werden. Wenn Ihr Kind Milchprodukte wieder verträgt, können die Diätmaßnahmen beendet werden.