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Bonn, 13.03.17 Muttermilch ist das Beste für Säuglinge, darin sind sich alle Experten einig. Kinder, die nicht gestillt werden können, brauchen eine Säuglingsnahrung, die in ihrer Wirkung der Muttermilch möglichst nah kommt. Bei erhöhtem Allergierisiko aufgrund einer erblichen Vorbelastung ist eine in Studien geprüfte HA-Nahrung auf Kuhmilchbasis notwendig. Säuglingsnahrungen aus Soja- oder Ziegenmilch eignen sich nicht zur Allergievorbeugung. Vor Nahrungen auf Basis von Stuten- oder Mandelmilch wird gewarnt. Die Deutsche Haut- und Allergiehilfe sprach mit Professor Dr. Berthold Koletzko1, Leiter der Abteilung Stoffwechsel und Ernährung am Kinderspital der Universitätsklinik München.

Muttermilch ist das natürlichste und beste Nahrungsmittel für Säuglinge in den ersten vier bis sechs Lebensmonaten, denn sie ist in ihrer Zusammensetzung den kindlichen Bedürfnissen optimal angepasst. Zudem enthält sie nur Spuren an artfremdem Eiweiß aus der Nahrung der Mutter. So kann sich das kindliche Immunsystem langsam an diese potenziell allergieauslösende Stoffgruppe gewöhnen. Für Säuglinge mit erhöhtem Allergierisiko ist ausschließliches Stillen in den ersten vier Lebensmonaten daher besonders wichtig. Doch was tun, wenn es mit dem Stillen nicht klappt? „Säuglinge, die nicht gestillt werden, brauchen eine nach den gesetzlichen Regelungen hergestellte Säuglingsanfangsnahrung“, erklärt Koletzko. Für allergiegefährdete Kinder kommt dabei nur hypoallergene (HA) Nahrung auf Kuhmilchbasis infrage, deren allergievorbeugende Wirkung durch wissenschaftliche Studien belegt ist1,2. Für nicht gestillte Säuglinge, die bereits eine Allergie gegen Milcheiweiß entwickelt haben, gibt es therapeutische Spezialnahrungen, die vom Kinderarzt verschrieben werden.

Vorsicht mit alternativer Säuglingsnahrung

Bei Säuglingsnahrungen auf pflanzlicher Basis oder solchen, die aus Milch anderer Tierarten hergestellt wurden, rät Koletzko zur Vorsicht: „Sojamilch ist wenig verwandt mit der Muttermilch und nicht gleichwertig in Bezug auf die Nährstoffe, die Babys brauchen. Gleichzeitig enthält sie Substanzen, die in der Muttermilch nicht in nennenswerten Mengen enthalten sind und möglicherweise unerwünschte Wirkungen haben, wie zum Beispiel Phytoöstrogene3.“ In Einzelfällen, etwa bei der sehr seltenen angeborenen Milchzuckerunverträglichkeit, kann eine solche Nahrung nach Rücksprache mit dem Kinderarzt gegeben werden. Säuglingsnahrung auf Basis von Ziegenmilch – nicht zu verwechseln mit reiner Ziegenmilch – ist in Deutschland seit 2014 zur Ernährung von Säuglingen zugelassen, dabei aber deutlich teurer als Säuglingsnahrung auf Kuhmilchbasis. „Zur Allergievorbeugung eignet sie sich nicht, da sie ein ähnlich allergenes Potenzial besitzt wie herkömmliche Kuhmilchnahrung“, gibt Koletzko zu bedenken. Dasselbe gilt für Soja-basierte Säuglingsmilch, denn auch Soja hat ein hohes allergenes Potenzial. Vor anderen Alternativen wie Stuten- oder Mandelmilchnahrung warnt der Experte ausdrücklich: „Solche Nahrungen sind für das Wachstum und die Entwicklung von Säuglingen ungeeignet. Sie zu füttern kommt einem unkontrollierten Experiment am Kind gleich, mit unabsehbaren Folgen für die Gesundheit.“

(1) Professor Koletzko ist Mitautor der aktuellen Handlungsempfehlungen zur Ernährung von Säuglingen, an denen u.a. Experten für Kinderernährung und Kinderheilkunde, die Nationale Stillkommission sowie die Deutsche Gesellschaft für Hebammenwissenschaft beteiligt waren: „Ernährung und Bewegung von Säuglingen und stillenden Müttern“, Aktualisierte Handlungsempfehlungen von „Gesund ins Leben – Netzwerk Junge Familie“, eine Initiative von IN FORM, Monatsschr. Kinderheilkd. 2016, 164, 771-798

(2) S3-Leitlinien zur Allergieprävention der Deutschen Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) und der Deutschen Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin (DGKJ) http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/061-016l_S3_Allergieprävention_2014-07.pdf ävention_2014-07.pdf

(3) Phytoöstrogene sind sekundäre Pflanzenstoffe, die eine strukturelle Ähnlichkeit mit Östrogenen aufweisen und durch Bindung an Östrogenrezeptoren eine östrogene oder antiöstrogene Wirkung erzielen können.

Aktuelle Pressemeldung

Ausgewogene Ernährung ist das A und O

Aktualisierte Leitlinie zur Allergieprävention

Bonn, 18.09.2023 Allergien gehören zu den häufigsten Erkrankungen und gesundheitlichen Belastungen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Abhängig von der Form und Schwere der Allergie beeinträchtigen die Beschwerden den Alltag der Heranwachsenden zum Teil ganz erheblich. Besonders oft diagnostizieren Ärzte Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma. Eins steht fest: Durch vorbeugende Maßnahmen, insbesondere bei der Ernährung, lässt sich das Risiko zu erkranken deutlich reduzieren. Werdende und junge Eltern bekommen jede Menge Ratschläge, wenn es um dieses Thema geht. Aber was ist wirklich sinnvoll, weil wissenschaftlich nachgewiesen, und was lediglich eine Behauptung, die nicht überprüft werden kann? Eine gute Orientierung bietet die Leitlinie zur Allergieprävention. Herausgeber der Leitlinie sind Vertreter verschiedener medizinischer Fachgesellschaften*. Die Experten haben die Ergebnisse aktueller wissenschaftlicher Studien zur Allergievorbeugung ausgewertet und sprechen anhand der Datenlage konkrete Empfehlungen aus.

Empfehlungen zur Ernährung

Die Ernährung ist ein wichtiger Grundpfeiler für unsere Gesundheit. Ohne jeden Zweifel hat die frühkindliche Ernährung einen maßgeblichen Einfluss auf die gesunde Entwicklung des Kindes. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass sich bestimmten Erkrankungen vorbeugen lässt, wenn sich die Mutter in der Schwangerschaft und Stillzeit ausgewogen ernährt und das Baby in den ersten Lebensmonaten gemäß den Empfehlungen von Medizinern und Ernährungswissenschaftlern versorgt wird. Dies gilt ausdrücklich für Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma sowie für Erkrankungen, die in Zusammenhang mit Übergewicht stehen (z. B. Diabetes). Eine ausgewogene, abwechslungsreiche und nährstoffbedarfsdeckende Ernährung beinhaltet auch den Verzehr von Gemüse, Milch und Milchprodukten (einschließlich fermentierter Milchprodukte wie Joghurt), Obst, Nüssen, Eiern und Fisch. Die Meidung möglicher Nahrungsmittelallergene wie Ei, Erdnuss, Fisch, Krustentiere während der Schwangerschaft oder Stillzeit sollen aus Gründen der Allergieprävention nicht erfolgen.

Stillen ist das Beste

Für den Zeitraum der ersten vier bis sechs Monate soll nach Möglichkeit ausschließlich gestillt werden. Auch mit Einführung von Beikost soll weitergestillt werden. Ein Zufüttern von kuhmilchbasierter Formulanahrung in den ersten Lebenstagen sollte bei Stillwunsch der Mutter vermieden werden. Wenn gar nicht oder nicht ausreichend gestillt werden kann, soll eine Säuglingsanfangsnahrung gegeben werden. Für Risikokinder (Vater und/oder Mutter haben eine Allergie) sollte geprüft werden, ob bis zur Einführung von Beikost eine Säuglingsanfangsnahrung mit in Studien zur Allergieprävention nachgewiesener Wirksamkeit verfügbar ist.

Weitere Informationen zur Vorbeugung von Allergien

Ein Übersichtsartikel der Deutschen Haut- und Allergiehilfe (DHA) zu den aktualisierten Leitlinien https://www.haut-und-allergiehilfe.de/blog/allergien/177-allergien-vorbeugen informiert über die wichtigsten Empfehlungen zur Prävention von Asthma bronchiale, allergischem Schnupfen, Nahrungsmittelallergie und atopischem Ekzem. Dabei erfährt man auch, was die Experten zu Hund und Katze sagen. Weiterführende Informationen bietet die Website der DHA www.dha-allergien-vorbeugen.de. Unter dem Menüpunkt Ernährung findet man u. a. konkrete Tipps zur allergievorbeugenden und gesunden Ernährung von Schwangeren, stillenden Müttern, Neugeborenen und Kleinkindern. Außerdem kann man auf der Website die PDF-Datei der Broschüre „Allergien vorbeugen – gesunde Entwicklung fördern“ herunterladen.

*An der Leitlinie zur Allergieprävention sind u. a. die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V. (DGAKI), die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA) und die Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG) beteiligt.

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