Vorbeugen, erkennen, behandeln

Bonn, 07.05.18 Etwa drei bis fünf Prozent der Säuglinge in Deutschland sind allergisch gegen Kuhmilch. Babys, die ausschließlich Muttermilch erhalten, haben damit meist kein Problem. Doch was tun, wenn es mit dem Stillen nicht klappt? Welche Säuglingsnahrung ist für kleine Allergiepatienten die richtige?

Eine Allergie gegen Kuhmilch ist die häufigste Allergie im Säuglingsalter. Anzeichen sind unter anderem häufige Durchfälle, Bauchweh, Hautausschläge und eine zu geringe Gewichtszunahme. Schon aus diesem Grund empfehlen Kinderärzte, möglichst vier bis sechs Monate ausschließlich zu stillen. Denn Muttermilch enthält neben dem arteigenen Milcheiweiß nur Spuren an artfremdem Eiweiß aus der Nahrung und weist dadurch ein deutlich reduziertes allergenes Potenzial auf. Und nicht nur das: Stillen hat sogar einen Allergie vorbeugenden Effekt, da das kindliche Immunsystem auf natürliche Weise langsam lernt, mit Fremdeiweiß umzugehen.

Therapienahrung auf Rezept

„Wenn beim Kind der Verdacht auf eine Kuhmilchallergie besteht, sollten Eltern unbedingt den Kinderarzt aufsuchen“, rät Professor Dr. med. Berthold Koletzko, Kinderklinik der Ludwig-Maximilians-Universität München. „Eine frühzeitige Diagnose ist wichtig, damit in der wichtigen Entwicklungsphase der ersten Lebensmonate eine wirksame Behandlung mit geeigneter Ernährung erfolgt.“ Wird das betroffene Kind noch gestillt, sollte die Mutter selbst auf Kuhmilch verzichten, weil kleine Mengen an Milchprotein aus der mütterlichen Nahrung in die Muttermilch übergehen und allergische Symptome auslösen können. Nicht voll gestillte Kinder mit einer diagnostizierten Kuhmilchallergie benötigen eine spezielle Nahrung. Meistens reicht eine allergenarme Spezialnahrung aus, bei der das Eiweiß stark aufgespalten (extensiv hydrolysiert) ist. Nur bei besonders schweren Allergien ist eine Nahrung auf Basis von Aminosäuren erforderlich. Therapeutische Spezialnahrung verschreibt der Kinderarzt. Sie ist nur in Apotheken erhältlich.

Nicht dasselbe: Therapienahrung und HA-Nahrung

„Therapienahrung ist nicht zu verwechseln mit hypoallergener (HA ) Nahrung“, erklärt Koletzko. „HA Nahrung ist zur Allergievorbeugung bei Kindern gedacht, die erblich bedingt ein erhöhtes Allergierisiko aufweisen und nicht gestillt werden.“ Bei HA Nahrung1 wird das Eiweiß ebenfalls aufgespalten, jedoch nicht so stark wie bei Nahrungen, die zur Therapie verwendet werden können. Von alternativen Nahrungen, zum Beispiel auf Basis anderer Tiermilchen oder Soja, rät der Experte ab. Sie haben in der Regel selbst allergenes Potenzial und sind weder zur Vorbeugung noch zur Therapie einer Kuhmilchallergie eine sichere Option.

Weitere Informationen rund um Allergievorbeugung sowie die Ernährung von Säuglingen, Kleinkindern und Schwangeren enthält die Broschüre „Allergien vorbeugen – gesunde Entwicklung fördern“. Sie kann postalisch oder im Internet kostenfrei angefordert werden: Deutsche Haut- und Allergiehilfe e.V., Heilsbachstraße 32, 53123 Bonn, www.dha allergien vorbeugen.de.

1 HA-Nahrungen zeigen qualitative Unterschiede und sollten einen Wirksamkeitsnachweis mitbringen. Eine der bekanntesten und die weltweit größte Studie zur Wirksamkeit von HA Säuglingsnahrungen im Vergleich zu Standard-Säuglingsmilch ist die GINI (German Infant Nutritional Intervention)-Studie: A. von Berg et al. „Die German Infant Nutritional Intervention Study (GINI) zur präventiven Wirkung von Hydrolysatnahrungen bei Kindern mit Allergierisiko.“, Allergologie, Jahrgang 35, Nr. 1/2012, S. 32–43 ,
GINI-Studie 1995-2014 https://www.ginistudie.de/fileadmin/GINI/pdf/GINI_2014.pdf