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Bonn, 06.04.2022 Kinder mit erhöhtem Allergierisiko sollten ab dem fünften Lebensmonat Beikost bekommen – auch potenziell allergieauslösende Lebensmittel wie Hühnerei oder Fisch. Mit Babybrei ist das kein Problem. Doch funktioniert das auch beim sogenannten Baby-led Weaning1, bei dem die Kinder von Anfang an selbstbestimmt essen? Darüber sprach die Deutsche Haut- und Allergiehilfe e. V. mit Professor Berthold Koletzko, Leiter der Abteilung Stoffwechsel- und Ernährungsmedizin am Dr. v. Haunerschen Kinderspital des Uniklinikums München.

Selber essen, was schmeckt

Manche Eltern schwören aufs Baby-led Weaning. Dabei werden die Kinder nicht mit Brei gefüttert, sondern essen kindgerechtes Fingerfood, also klein geschnittene feste Nahrung wie gekochte Kartoffeln, weiches Gemüse, Brot oder Obst. „Damit wird die Erwartung verbunden, dies fördere ein gesundes Essverhalten und senke das spätere Risiko für Übergewicht und Fettleibigkeit“, erklärt Professor Koletzko.

Keine Empfehlung der Fachgesellschaften

Aus Sicht der kinder- und jugendärztlichen Fachgesellschaften gibt es bislang jedoch keine überzeugenden wissenschaftlichen Belege, die für das Baby-led Weaning sprechen. Im Gegenteil: Nach dem heutigen Wissensstand ist es gut, wenn Kinder zwischen dem Beginn des fünften und dem Beginn des siebten Lebensmonats an die Beikost herangeführt werden. Indem sich das Immunsystem früh mit verschiedenen, auch potenziell allergenen Nahrungsmitteln auseinandersetzt, lernt es, unschädliche von schädlichen Stoffen zu unterscheiden – ein wichtiger Baustein zur Allergievorbeugung. Beim Baby-led Weaning ist dieses Zeitfenster kleiner, denn die meisten Kinder sind erst mit ungefähr sechs Monaten in der Lage, aufrecht zu sitzen, Häppchen zu greifen und zum Mund zu führen. „Essen will gelernt sein, und zu Beginn landet längst nicht alles im Mund, geschweige denn im Magen“, bemerkt Koletzko. „So ist es nicht ausgeschlossen, dass die Kinder zu wenig essen und nicht alle notwendigen Nährstoffe in ausreichendem Maße aufnehmen.“

Nicht zu dogmatisch

Koletzko rät zu Gelassenheit und Geduld bei der Einführung der Beikost, ohne sich dogmatisch für die eine oder andere Variante zu entscheiden. „Seit unzähligen Generationen nehmen Säuglinge irgendwann den Löffel selbst in die Hand oder schnappen sich einen Happen vom Teller des Geschwisterkindes. Man kann vieles ausprobieren und sollte auf die Signale des eigenen Kindes achten.“

Welche Ernährung brauchen Babys und Kleinkinder mit erhöhtem Allergierisiko? Diese und weitere Fragen beantwortet die Broschüre „Allergien vorbeugen – gesunde Entwicklung fördern“, postalisch oder online kostenlos erhältlich bei der Deutschen Haut- und Allergiehilfe e.V., Heilsbachstraße 32, 53123 Bonn, www.dha‑allergien‑vorbeugen.de. Interessierte finden das vollständige Interview unter https://www.dha-allergien-vorbeugen.de/pressebereich/hintergrundinformation.html.

1 Vom Baby selbst gesteuerte Entwöhnung von der Muttermilch

Aktuelle Pressemeldung

Ausgewogene Ernährung ist das A und O

Aktualisierte Leitlinie zur Allergieprävention

Bonn, 18.09.2023 Allergien gehören zu den häufigsten Erkrankungen und gesundheitlichen Belastungen von Kindern und Jugendlichen in Deutschland. Abhängig von der Form und Schwere der Allergie beeinträchtigen die Beschwerden den Alltag der Heranwachsenden zum Teil ganz erheblich. Besonders oft diagnostizieren Ärzte Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma. Eins steht fest: Durch vorbeugende Maßnahmen, insbesondere bei der Ernährung, lässt sich das Risiko zu erkranken deutlich reduzieren. Werdende und junge Eltern bekommen jede Menge Ratschläge, wenn es um dieses Thema geht. Aber was ist wirklich sinnvoll, weil wissenschaftlich nachgewiesen, und was lediglich eine Behauptung, die nicht überprüft werden kann? Eine gute Orientierung bietet die Leitlinie zur Allergieprävention. Herausgeber der Leitlinie sind Vertreter verschiedener medizinischer Fachgesellschaften*. Die Experten haben die Ergebnisse aktueller wissenschaftlicher Studien zur Allergievorbeugung ausgewertet und sprechen anhand der Datenlage konkrete Empfehlungen aus.

Empfehlungen zur Ernährung

Die Ernährung ist ein wichtiger Grundpfeiler für unsere Gesundheit. Ohne jeden Zweifel hat die frühkindliche Ernährung einen maßgeblichen Einfluss auf die gesunde Entwicklung des Kindes. Wissenschaftliche Untersuchungen bestätigen, dass sich bestimmten Erkrankungen vorbeugen lässt, wenn sich die Mutter in der Schwangerschaft und Stillzeit ausgewogen ernährt und das Baby in den ersten Lebensmonaten gemäß den Empfehlungen von Medizinern und Ernährungswissenschaftlern versorgt wird. Dies gilt ausdrücklich für Neurodermitis, Heuschnupfen und Asthma sowie für Erkrankungen, die in Zusammenhang mit Übergewicht stehen (z. B. Diabetes). Eine ausgewogene, abwechslungsreiche und nährstoffbedarfsdeckende Ernährung beinhaltet auch den Verzehr von Gemüse, Milch und Milchprodukten (einschließlich fermentierter Milchprodukte wie Joghurt), Obst, Nüssen, Eiern und Fisch. Die Meidung möglicher Nahrungsmittelallergene wie Ei, Erdnuss, Fisch, Krustentiere während der Schwangerschaft oder Stillzeit sollen aus Gründen der Allergieprävention nicht erfolgen.

Stillen ist das Beste

Für den Zeitraum der ersten vier bis sechs Monate soll nach Möglichkeit ausschließlich gestillt werden. Auch mit Einführung von Beikost soll weitergestillt werden. Ein Zufüttern von kuhmilchbasierter Formulanahrung in den ersten Lebenstagen sollte bei Stillwunsch der Mutter vermieden werden. Wenn gar nicht oder nicht ausreichend gestillt werden kann, soll eine Säuglingsanfangsnahrung gegeben werden. Für Risikokinder (Vater und/oder Mutter haben eine Allergie) sollte geprüft werden, ob bis zur Einführung von Beikost eine Säuglingsanfangsnahrung mit in Studien zur Allergieprävention nachgewiesener Wirksamkeit verfügbar ist.

Weitere Informationen zur Vorbeugung von Allergien

Ein Übersichtsartikel der Deutschen Haut- und Allergiehilfe (DHA) zu den aktualisierten Leitlinien https://www.haut-und-allergiehilfe.de/blog/allergien/177-allergien-vorbeugen informiert über die wichtigsten Empfehlungen zur Prävention von Asthma bronchiale, allergischem Schnupfen, Nahrungsmittelallergie und atopischem Ekzem. Dabei erfährt man auch, was die Experten zu Hund und Katze sagen. Weiterführende Informationen bietet die Website der DHA www.dha-allergien-vorbeugen.de. Unter dem Menüpunkt Ernährung findet man u. a. konkrete Tipps zur allergievorbeugenden und gesunden Ernährung von Schwangeren, stillenden Müttern, Neugeborenen und Kleinkindern. Außerdem kann man auf der Website die PDF-Datei der Broschüre „Allergien vorbeugen – gesunde Entwicklung fördern“ herunterladen.

*An der Leitlinie zur Allergieprävention sind u. a. die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie e.V. (DGAKI), die Deutsche Gesellschaft für Kinder- und Jugendmedizin e.V. (DGKJ), die Gesellschaft für Pädiatrische Allergologie und Umweltmedizin e.V. (GPA) und die Deutsche Dermatologische Gesellschaft e.V. (DDG) beteiligt.

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