Allergieprävention: Ernährung des Babys – Allergien vorbeugen

Die ersten Lebenswochen und -monate, wenn das Neugeborene nach und nach Kontakt zur Umwelt aufnimmt, sind die nächste entscheidende Phase für die gesunde Entwicklung des Kindes. Jetzt muss das heranreifende Immunsystem eine funktionsfähige Abwehr und notwendige Schutzmechanismen gegen körperfremde Substanzen aufbauen. Dazu wird es sich mit vielen Fremdstoffen auseinandersetzen und dabei lernen, zwischen unschädlichen und schädlichen Substanzen zu unterscheiden und erstere zu tolerieren.

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Sie können nicht wissen, ob Ihr Kind eine Allergie entwickeln wird oder nicht. Neben der erblichen Veranlagung für ein erhöhtes Allergierisiko können Umwelteinflüsse, der Zeitpunkt des ersten Allergenkontakts und die Menge der Aufnahme eine Rolle spielen. Und genau hier haben Sie die Möglichkeit, Einfluss zu nehmen und einer Allergie vorzubeugen.

Im ersten Lebensjahr ist der Magen-Darm-Trakt die Haupteintrittspforte für Fremdstoffe. Aus diesem Grund liegt ein Schwerpunkt bei der Vorbeugung von Allergien auf der Ernährung des Säuglings.

Muttermilch – die beste Vorbeugung

Wenn möglich, sollten Sie Ihr Kind in den ersten 4 bis 6 Lebensmonaten ausschließlich stillen.

Muttermilch ist in ihrer Zusammensetzung den entwicklungsspezifischen Bedürfnissen des Babys angepasst. Sie ist das einzige Nahrungsmittel, das körpereigenes Eiweiß enthält, gegen das so gut wie keine Allergie entwickelt werden kann. Allerdings ist auch Muttermilch nicht völlig frei von Allergenen. Denn Spuren von Lebensmitteln, so auch Allergene, können aus der Nahrung der Mutter in die Milch übergehen. Dieser frühe Kontakt des Babys mit minimalen Mengen an Allergenen ist ein natürlicher Vorgang, der normalerweise dazu führt, dass sich das Immunsystem des Kindes langsam an fremde Eiweiße gewöhnt und diese zu tolerieren lernt.

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Verschiedene Studien bestätigen, dass Muttermilch sowohl aus ernährungsphysiologischer Sicht als auch zur Vorbeugung von allergischen Erkrankungen die ideale Ernährung in den ersten Lebensmonaten ist.

Außerdem hat Muttermilch viele weitere Eigenschaften und Inhaltsstoffe, von denen die Babys profitieren. So hat man festgestellt, dass Kinder, die gestillt werden, seltener an Bauchweh, Durchfällen und Allergien leiden. Denn Muttermilch enthält bestimmte Immunfaktoren, die den Aufbau des kindlichen Immunsystems und die Ausreifung der Darmschleimhaut unterstützen. Dank Muttermilch entwickeln die Babys eine Darmflora, in ihrer Gesamtheit wissenschaftlich auch als Darmmikrobiom bezeichnet, die einen hohen Anteil an gesundheitsfördernden Bifidusbakterien enthält.

Um die Bedeutung des Darmmikrobioms für unsere Gesundheit zu verstehen, folgt nun ein kurzer Exkurs in die Wissenschaft:

Das Darmmikrobiom umfasst alle mikroskopisch kleinen Bewohner des Verdauungstraktes sowie deren Stoffwechselprodukte. Das sind mehrere Billionen Bakterien unterschiedlicher Arten und Gattungen, darunter gesundheitsfördernde, weniger günstige und auch schädliche Bakterien. Von einigen Bakterienstämmen weiß man, dass sie das Immunsystem stärken und entscheidend dazu beitragen, dass sich die körpereigene Abwehr richtig entwickelt. Das leuchtet ein: Immerhin sitzen 70 Prozent der Immunzellen im Darm.

Die Zusammensetzung des Darmmikrobioms hängt von verschiedenen Faktoren, u. a. von unserer Ernährung, ab. Entscheidend für unsere Gesundheit ist das Gleichgewicht zwischen ungünstigen und günstigen Bakterien. Das bedeutet, die nützlichen Bakterienstämme müssen die potenziell gefährlichen Bakterien in Schach halten und dafür sorgen, dass sich diese nicht unkontrolliert vermehren können. Gleichzeitig unterstützt eine ausgewogene Darmflora die Barrierefunktion des Darms, die verhindert, dass schädliche Substanzen wie Krankheitserreger oder potenzielle Allergene vom Darminneren in unseren Organismus gelangen.

  • trainiert und unterstützt das Immunsystem,
  • stärkt die Darmbarriere und schützt den Organismus vor Krankheitserregern und potenziellen Allergenen,
  • wehrt gesundheitsschädliche Keime ab,
  • beugt Verdauungsproblemen vor.

Außerdem gibt es Hinweise, dass bestimmte Erkrankungen ursächlich von der Zusammensetzung der Darmflora beeinflusst werden. Dazu gehören u. a. chronisch-entzündliche Darmerkrankungen, starkes Übergewicht (Adipositas), Typ-2-Diabetes, Atemwegserkrankungen, Asthma und Allergien.

Der erste bedeutende Kontakt mit Bakterien erfolgt beim Geburtsvorgang, wenn sich der Kopf des Säuglings durch den mit Bakterien besiedelten Geburtskanal drückt. Anschließend werden nach und nach Bakterienarten aus der Außenwelt zunächst über den Mund und dabei hauptsächlich durch die Ernährung aufgenommen.

Vor diesem Hintergrund erforschen Wissenschaftler seit vielen Jahren die Bestandteile der Muttermilch und ihren Nutzen für die Ausprägung der kindlichen Darmflora. Vor einiger Zeit wurde die besondere Rolle sogenannter humaner Milch-Oligosaccharide, kurz: HMOs, erkannt. HMOs sind spezielle Mehrfachzucker, die natürlicherweise ausschließlich in Muttermilch vorkommen. Studien haben gezeigt, dass sie unverdaut in den Dickdarm des Babys gelangen und dort vor allem das Wachstum „guter“ Darmbakterien wie Bifidusbakterien fördern. Sie wirken auch direkt gegen unerwünschte Keime, da sie diese an sich binden und auf natürlichem Wege aus dem Darm befördern. Darüber hinaus stärken HMOs das Immunsystem und tragen zu einer stabilen Darmbarriere bei.

Muttermilch: Muttermilch ist das Beste für die gesunde Entwicklung von Kindern. Kinderärzte und Allergologen raten daher, Säuglinge – wenn möglich – in den ersten vier bis sechs Monaten ausschließlich zu stillen. Dies gilt insbesondere für Babys, die ein erhöhtes Allergierisiko haben.

Säuglingsnahrung, wenn Stillen nicht möglich ist

Ist es Ihnen nicht möglich, Ihrem Kind ausschließlich Muttermilch zu geben, dann sollten Sie auf Fertigsäuglingsmilch zum Anrühren zurückgreifen. Diese unterliegt strengsten Sicherheitsauflagen in Sachen Qualität und Hygiene, und die Zusammensetzung entspricht dem neuesten Stand der Forschung. Zudem ist diese Nahrung in ihrer Zusammensetzung, ihrem Eiweiß-, Milchzucker- und Fettgehalt der Muttermilch weitestgehend angepasst.

Kinder- und Jugendärzte raten von Säuglingsnahrung auf Sojabasis ab. Diese Nahrung sollte nur wenn es medizinisch erforderlich ist und in Rücksprache mit dem Arzt gegeben werden. Sojabasierte Säuglingsnahrungen zeigen keine allergievorbeugende Wirkung. Gleiches gilt für Säuglingsnahrungen auf Basis von Ziegen-, Schafs- oder Stutenmilch. Milchersatz (Pflanzenmilch) aus Getreide, Saaten, Nüssen oder Mandeln ist aus ernährungsphysiologischer Sicht als Säuglingsnahrung ungeeignet.

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Babys, die nicht ausschließlich gestillt werde können, sollten Säuglingsanfangsnahrung bekommen. Hat Ihr Kind ein erhöhtes Allergierisiko, dann sprechen Sie mit dem Arzt oder der Hebamme, ob eine spezielle Säuglingsnahrung sinnvoll ist.

Allergieschutz mit hydrolysierter Säuglingsnahrung

Hat Ihr Kind ein erhöhtes Allergierisiko, dann kommt als Ersatz für Muttermilch eine durch Hydrolyse aufbereitete Säuglingsnahrung in Frage. Das Besondere an dieser Nahrung: Das enthaltene Milcheiweiß ist in kleine Bausteine aufgespalten, man sagt auch: hydrolysiert. Auf diese Weise lassen sich die allergieauslösenden Eigenschaften senken. Wichtig zu wissen: Diese Nahrungen werden nicht alle auf die gleiche Weise hergestellt und haben deshalb auch nicht die gleiche allergievorbeugende Wirkung. Entscheidend ist die Art der Zerkleinerung des Milcheiweißes, d. h., es muss an den richtigen Stellen aufgespalten werden. Deshalb sprechen Experten auch keine generelle Empfehlung mehr für Hydrolysatnahrungen zur Allergieprävention aus, sondern machen dies abhängig vom Produkt. Der allergievorbeugende Effekt der hydrolysierten Säuglingsnahrung sollte in klinischen Studien nachgewiesen sein.

Das Schaubild unter „Allergierisiko eines Neugeborenen“ zeigt, ob Ihr Kind ein Allergierisiko hat. In diesem Fall sollten Sie die Hebamme darüber informieren und bei der Aufnahme in die Geburtsklinik darauf hinweisen. So kann für den Fall, dass Sie nicht direkt nach der Geburt stillen können, eine geeignete Säuglingsnahrung für Ihr Kind bereitstehen.

An der GINI-Studie, die im Jahr 1995 startete, nahmen Neugeborenen mit erhöhtem Allergierisiko teil. Die Babys, die nicht gestillt wurden, erhielten, aufgeteilt in 4 Gruppen, unterschiedliche Hydrolysatnahrungen; eine Gruppe bekam Standard- Säuglingsnahrung.

Untersuchungen der Kinder nach einem Jahr und nach drei Jahren zeigten, dass Babys, die eine bestimmte Hydrolysatnahrung erhalten hatten, seltener eine Allergie entwickeln als Kinder, die mit Standard-Säuglingsmilch gefüttert wurden. Außerdem ließ sich an den Studienergebnissen deutlich erkennen, dass die Hydrolysatnahrungen eine unterschiedlich stark ausgeprägte allergievorbeugende Wirkung hatten.

In den Folgejahren wurde regelmäßig die gesundheitliche Entwicklung der Kinder untersucht. Die Ergebnisse 15 Jahre nach Studienbeginn: Kinder, die die damals wirksamen Hydrolysatnahrungen erhalten hatten, profitieren bis zum Alter von 15 Jahren davon. Sie haben seltener Neurodermitis oder allergischen Schnupfen.

Damit bestätigt die GINI-Studie die prinzipielle Wirksamkeit von Hydrolysatnahrung zur Allergievorbeugung. Zugleich macht sie deutlich, dass ein Wirksamkeitsnachweis der einzelnen Produkte notwendig ist.

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